Die Heilige Schrift kann nie lügen oder irren. Ihre Aussprüche sind absolut und unverletzlich wahr. Sie selbst kann nie irren, nur ihre Ausleger können in verschiedener Weise irren, denn an vielen Stellen ist sie einer vom unmittelbaren Wortsinn verschiedenen Auslegung nicht bloss fähig, sondern auch bedürftig. Die Heilige Schrift und die Natur kommen beide vom göttlichen Worte her, jene als Eingebung des Heiligen Geistes, diese als Ausrichterin der göttlichen Befehle. Es ist aber anerkannt, dass einerseits die Bibel, um sich der Fassungskraft der grossen Menge anzubequemen, vieles sagt, was scheinbar, wenn man beim eigentlichen Wortsinn stehen bleibt, von der absoluten Wahrheit abweicht, während andererseits die Natur unerbittlich und unveränderlich und unbekümmert darum ist, ob ihre verborgenen Wirkungsweisen der menschlichen Fassungskraft zugänglich sind oder nicht.
Galileo Galilei, 1564-1.642; italienischer Naturforscher und Astronom