Die schmerzhaften Geheimnisse
1 Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat.
Die Liebe leidet wie ein Kind.
„Abba, Vater, alles ist Dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was Du willst soll geschehen." Mk 14,36
Abba, Papa- so betete Jesus angesichts der schrecklichsten Leiden, die einem Menschen widerfahren können.
Der erwachsene Jesus besass noch sein Kinderherz.
Alles ist Dir möglich. – Das Kind vertraut unbegrenzt.
Nimm diesen Kelch von mir! – Das Kind fürchtet das Leiden. Sein ganzes Wesen sträubt sich gegen das Leiden, denn es ist nicht für das Leiden geschaffen, sondern für die Freude.
Aber nicht, was ich will, sondern was Du willst. – Der Geist des Kindes, die Hingabe, siegt.
Jesus, ich fühle es: so ist es richtig. So sollten auch wir uns dem Leiden gegenüber verhalten. Mach unser Herz dem Deinen gleich, damit auch uns im Angesicht des Leidens jene Worte über die Lippen kommen, die Du uns gelehrt hast, und wir mit kindlichem Vertrauen sprechen können: Vater unser...
2 Jesus, der für uns ist gegeisselt worden
Die Liebe ist verletzlich.
Darauf liess Pilatus Jesus geisseln. Jh 19,1
Jesus werden die ersten Wunden geschlagen. Jesus wird verletzt.
Auch ich bin schon verletzt worden und habe es demjenigen übel genommen, der mich verletzt hat, ja nehme es ihm im Tiefsten vielleicht heute noch übel.
Habe ich vergessen, dass auch ich schon andere verletzt habe? Habe ich vergessen, dass nicht alle Verletzungen von andern stammen müssen, da ich mich auch selber verletzen kann, wenn ich etwas falsch mache oder übersehe?
Jesus, Du hast die grausamen Verletzungen, die man Dir zufügte, geduldig ertragen, weil jener Dich durch einen Engel gestärkt hatte, der auch uns stärken wird, wenn wir zu ihm beten: Vater unser...
3 Jesus, der für uns ist mit Dornen gekrönt worden.
Die Liebe leidet; am meisten hat Gott, die Liebe selbst, gelitten.
„Seht, da ist der Mensch!" Jh 19,5
Seht, was Hass, Hohn, Grausamkeit – alle Formen des Bösen - aus diesem Menschen gemacht haben! Die ganze Bosheit der Welt hat sich auf einen einzigen Menschen entladen. Und dieser Mensch, dieser Mann der Schmerzen... ist Gott!! – O Jesus, welch unfassbare Liebe!
Da fragen sich die Menschen, angesichts des Leids in dieser Welt: Wie kann es einen lieben Gott geben? - und fallen in Zweifel oder Gottlosigkeit. Hier, vor den rasenden Schmerzen des blutig geschlagenen, verhöhnten Gottes muss jede Klage, jeder Zweifel verstummen - - -.
Nein, Du bist kein Gott, der vom Himmel her das Leid der Menschen teilnahmslos zulässt: Du hast in Jesus alle Not und allen Schmerz selber auf Dich genommen. Du lässt uns selbst in Leiden und Tod nicht allein, denn Du bist unser Vater. In demütiger, dankbarer Liebe lass uns zu Dir beten: Vater unser...
4 Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat.
Die Liebe ist bereit, für den Geliebten auch Leiden auf sich zu nehmen.
„Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Lk 9,23
Darum haben die Jünger Jesu sich selbst verleugnet, d.h. von sich selbst abgesehen, und nur noch ihn gesehen, der aus Liebe zu uns so viele Leiden auf sich genommen hatte.
Jesus, ich will Dein Jünger sein, Dir nachfolgen.
„Wie süss ist der Kreuzweg, nachdem Du ihn für uns gegangen bist!" so sprechen die Heiligen, die grossen Liebenden.
Jesus, mein Leiden ist mir noch so bitter. Daran sehe ich, wie klein und schwach meine Liebe zu Dir noch ist. Das ist mein grösstes Leiden. So lass mich wenigstens in Demut leiden, wie unwürdig, etwas für Dich leiden zu dürfen, der Du so viel für mich gelitten hast.
Ja, alles mit Dir, o Jesus, alles für Dich, o Jesus, und für die ewige Freude meiner Brüder und Schwestern, damit die unendliche Liebe des Vaters offenbar werde, zu dem Du uns zu beten gelehrt hast: Vater unser...
5 Jesus, der für uns ist gekreuzigt worden.
Die Liebe beschuldigt nicht, sondern entschuldigt und verzeiht.
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Lk 23,34
O Jesus, wem ist grösseres Unrecht widerfahren als Dir! Gibt es eine bösere Tat, als der Gottesmord durch schuldige Menschen? – Dennoch hast Du für Deine Peiniger gebet und sie entschuldigt. Wie kann da noch irgend jemand etwas nachtragen und ihn beschuldigen! Mit Dir will ich zu demjenigen beten, dessen Vergebung ich selber so nötig habe, und in Demut sprechen: Vater unser..