Oh, Flamme der Liebe, lebendige, die du zuinnerst mich getroffen in der Seele!
Hörst du auf zu grollen endlich? Vollende denn! Vollende!
Zerreiss das morsche Gewebe, das letzte übrige, das zwischen Ihn und
mich sich drängt. Das Feuer läutert, das Schwert scheidet! Gewünschter Brand! Ersehnte Wunde! Wer ist diese sanfte Hand, die alle Schmerzen sänftigt? Edens Düfte strömen aus von ihr;
Sie tilget jede Schuld - sie heilet tötend und gibt für Tod das Leben. Ihr flammenden Leuchten, in deren Glanz des Sommers düsterste Grotten widerglänzen - Blind war er und mit Nacht umfangen, aber seine Finsternis ward in Licht verklärt, Und die tote Asche schlug auf in loderndem Feuer!
Ich spüre ihn sich regen in meinem Innern, den Sanften, den Freundlichen, der nimmer von mir gewichen.
Ich spüre ihn, ich schmecke ihn, ich fühle seines Odems Wehen. Glorie umstrahlt mich; Seligkeit umfängt mich - Selig geh' ich unter in Liebe!
Lebendige Liebesflamme von Johannes vom Kreuz, 1524-1591