Heilige Jungfrau, wahrhaft Mutter des ewigen Wortes, das in unser Fleisch und Schicksal gekommen ist, Frau, die du im Glauben und in deinem gebenedeiten Sohn unser aller Heil empfangen hast. Mutter darum aller Erlösten, immer Lebende im Leben Gottes, uns nahe, weil uns die Gottvereinten am nächsten sind.
Wir preisen im Dank der Erlösten das ewige Erbarmen Gottes, das dich erlöst hat. Als du anfingst zu sein, war dir schon die heiligende Gnade zuvorgekommen, und diese reuelose Gnade hat dich nie mehr entrinnen lassen. Du gingst den Weg aller Kinder dieser Erde, die engen Pfade, die so ziellos sich durch diese Zeit zu winden scheinen, die Wege der Gewöhnlichkeit und der Schmerzen bis zum Tod.
Aber es waren die Wege Gottes, die Pfade des Glaubens und des bedingungslosen, mir geschehe nach deinem Worte! In einem Augenblick, der nie mehr untergeht, sondern gültig bleibt in alle Ewigkeit, wurde dein Wort das Wort der Menschheit und dein Ja zum Amen aller Schöpfung auf das Ja Gottes. Und du empfingst im Glauben und in deinem Schosse den, der Gott und Mensch, Schöpfer und Geschöpf, wandellose, schicksalslose Seligkeit und bitteres, todgeweihtes Schicksal dieser Erde zugleich ist, Jesus Christus, unsern Herrn.
Zu unserm Heil hast du ja gesagt. Für uns hast du dieses Fiat gesprochen als eine Frau aus unserem eigenen Geschlecht. Für uns hast du den entgegengenommen und in deinem Schoss und in deiner Liebe geborgen, in dessen Namen allein im Himmel und auf Erden Heil ist. Dein Ja ist immer geblieben, es ist nie zurückgenommen worden, auch dann nicht, als es offenbar wurde in der Geschichte des Lebens und des Todes deines Sohnes, wer der wirklich war, den du empfingst, Er war das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt auf sich nahm.
In dir stand die erlöste Menschheit, die Kirche, unter dem Kreuz der Welt und empfing die Frucht der Erlösung und den ewigen Heiles. Karl Rahner