Vater, nimm unseren Geist jetzt schon in deine Gewalt, während wir deines Dienstes noch warten auf Erden. Zerstreue die
düstern Nebel, welche aus der Erde stammen und aus dem eigenen
geängstigten Gemüt.
Erleuchte uns mit deiner Weisheit, dass in deiner Wahrheit wir
alle Dinge sehen, und für alles das rechte Wort finden, für uns und
andere und zu jeder Zeit. Erfülle uns mit deiner Kraft, die nie müde,
nie matt den Glauben an die Untrüglichkeit deiner Verheißungen fest-
hält in jeder Prüfung. Lass uns nie untergehen die Hoffnung, dass nie
nutzlos sei, was in deinem Namen getan wird, dass nie täusche das
Vertrauen, das auf dich gesetzt wird.
Brenne an in unserem Herz als heiliges Feuer die Liebe, die
langmütig ist und freundlich, nicht missgünstig ist, nicht Mutwillen
treibt, sich nicht aufbläht. Die Liebe, die sich nicht ungebärdig stellt,
nicht das Ihre sucht, sich nicht verbittern lässt, nicht nach Schaden
trachtet. Die Liebe, die sich nicht freut an der Ungerechtigkeit, sondern
an der Wahrheit. Die Liebe, die Alles verträgt, Alles glaubet, Alles
hoffet, Alles duldet.
Diese Liebe gib uns, 0 Vater, als Begleiterin auf unserer Lebens-
bahn, sie verkläre unser Herz und unser Leben, von hier aus flamme
ihre Verklärung über unser Haus und unsere Gemeinde. Sie heilige
all unser Tun, mildere unsern Eifer, sei unsere Trösterin bei den
Urteilen der Welt und unseres Gewissens Gericht. Sie sei unsere
Sonne, wenn es dunkel wird für uns auf Erden, und wenn der Leib
zerfällt, so sei sie unsere Brücke, auf welcher der entbundene Geist
in deine Arme eilt, 0 Vater, der du die Liebe bleibst von Ewigkeit
zu Ewigkeit.
Schweizer Gebet von Jeremias Gotthelf, 1.797-1.854